Die pure Natur
Da die Schwäbische Alb bereits in mehreren Ausgaben des Meistermagazins unter die Lupe genommen wurde, möchten wir uns dieses Mal insbesondere mit ihren Ausläufen befassen und starten unsere Tour in Kirchheim unter Teck – besser gesagt an den Bürgerseen, etwas außerhalb der Stadtgrenze. Denn was gibt es in den warmen Jahreszeiten Besseres als die Natur in vollen Zügen zu genießen? Uns ist jedenfalls nichts Angenehmeres eingefallen. Der See ist in drei Bereiche unterteilt und lädt nicht nur zum Baden und Angeln, sondern auch zum Entdecken und Erkunden ein. Der Gewässerlehrpfad und der Naturerlebnispfad entlang des Ufers machen neugierig, sorgen für Verwunderung und zeigen neue Blickwinkel auf den Wald und das Gewässer an sich.
Von dort aus fahren wir ins Zentrum von Kirchheim unter Teck und machen einen ersten Stopp bei Udo Kälberer im Gasthof Teckkeller. Der traditionelle Familienbetrieb bietet regionale und saisonale Gerichte an „ond a bissle drüberhinaus“ – wie der Koch seine Küche selbst gerne beschreibt. Ein Carpaccio vom Stauferind oder Aprikosen- Ofenschlupfer mit Mohn-Lavendel- eis sind nur zwei der kreativen Köstlichkeiten, die der Meister-koch seinen Gästen gerne serviert. Besonders schön ist hier im Sommer der urige Kastanienbiergarten mit Spielplatz für die Kinder. Die E-Bike Ladestation macht den bereits in vierter Generation geführten Gast-hof zudem zur idealen Anlaufstelle für Radfahrer, die von dort aus eine der unzähligen Radrouten in die freie Natur durch Streuobstwiesen nehmen können.
Der Teckkeller ist gleichzeitig ein perfekter Ausgangspunkt, um durch die idyllische Fachwerk- und Marktstadt Kirchheim unter Teck zu schlendern und die eine oder andere Sehenswürdigkeit – von denen es hier unzählige gibt – zu bewundern. Die Martinskirche, das Kornhaus oder das Max-Eyth-Haus sind nur einige davon. Wer mehr über die einzelnen Gebäude erfahren möchte und keine Lust auf eine geführte Stadttour hat, kann sie auf eigene Faust mithilfe der vom Städtischen Museum konzipierten Familien Fach-werk-Rallye erkunden. Dabei duftet es an jeder Ecke anders: würziger Käse, frische Blumen, süße Früchte. Immer montags, donnerstags und samstags gibt es auf dem Wochen- markt Feinstes aus der Region – liegt Kirchheim unter Teck doch direkt vor den Toren des Biosphä-rengebietes Schwäbische Alb.
Nach dem hungrig machenden Schlendern über den Wochen- markt gehört es dann einfach dazu, sich etwas Richtiges zu gönnen. So machen wir uns auf zu Küchenmeister Matthias Kübler. Das Hotel Fuchsen & Küblers Restaurant liegt nur wenige Geh- minuten vom historischen Stadtkern entfernt. Der Meister am Herd verwöhnt seine Gäste mit einer heimisch-verwurzelten, niemals langweiligen Jahreszeitenküche: Fischgerichte, Wild aus eigener Jagd und ofenfrische Gänse und Enten in der Weih-nachtszeit sind seine Spezialitäten. Das Restaurant und seine Stuben sind mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und laden zum Verweilen ein. So sei noch die Bemerkung erlaubt, dass man bei den Küblers auch gepflegt übernachten kann. Auf halber Strecke ins zehn Kilometer entfernte Lenningen entdecken wir bei Owen den Teckberg, auf dessen Gipfel die Burg Teck thront. Von dort oben hat man einen fantastischen Rundblick über das Albvorland und das Neckartal hinauf. Die Aussichtsbalkone geben auch die Sicht ins Biosphärengebiet Schwäbische Alb und bei gutem Wetter sogar bis nach Stuttgart und in den Schwarzwald frei.
Nach unserem kurzen Abstecher steuern wir nun Lenningen an. Hier erwartet uns im Stadtteil Brucken der Landgasthof Krone. Schon seit über 100 Jahren lädt dieser schwäbische Gasthof zum Speisen ein. Mittlerweile ist er in der Hand der fünften Generation der Familie Stümpflen. Küchenmeister Jürgen Stümpflen, der seine Lehrabschlussprüfung sowohl in der Theorie als auch in der Praxis mit der Note 1,0 bestanden hat,, hält sich heute noch an einige der Tipps seiner Mutter, was die Bodenständigkeit des Restaurants nur noch unterstreicht. Gemeinsam mit seinem Bruder Rainer geht er in seiner freien Zeit gerne auf die Jagd. So ist es nicht verwunderlich, dass auf der Speisenkarte der Krone oft Wild zu finden ist. Auf der Weiterfahrt in den nächsten Stadtteil kommen wir am Konradfelsen vorbei. Ein schöner Wanderweg führt uns zum Fuß des Felsen. Mit seinen rund 50 Höhenmetern ist der Konradfelsen deutlich einfacher zu besteigen als der Teckberg. Das Besondere an ihm ist sein Gestein. Er ist im Vergleich zu den hellen Oberjura-Felsen der Umgebung auffallend dunkel ge-färbt. Hier müssen wir auch unbedingt testen, was uns vorher im Gasthaus erzählt wurde: Am Konradfels geht der Kompass falsch. Und es stimmt: Die Magnetnadel zeigt eine Missweisung um 180 Grad. Das liegt an dem hohen Anteil magnetischer Mineralien dieser Gesteinsstruktur.
Um eine Verblüffung reicher geht es weiter in den Lenninger Stadtteil Schlattstall. In romantischer Lage entspringt hier am sogenannten „Goldloch“, einer wasserführenden Höhle, die Schwarze Lauter. Durch ihren Zusammenfluss mit der Weißen Lauter entsteht inmitten von Schlattstall die Lenninger Lauter. Trotz mehrerer Sagen, die darauf hinweisen, müssen wir das „Goldloch“ leider ohne Goldschatz wieder verlassen. Dafür kehren wir anschließend im Gasthaus Hirsch – dem ersten nach dem Geweihträger benannten Restaurant auf unserer Route – ein. Wer unsere Reiseberichte regelmäßig liest, weiß, dass Baden- Württemberger ihre Restaurants immer wieder gerne nach den-selben Tieren benennen. Das bringt uns jedes Mal auf ein Neues zum Schmunzeln. Die Philosophie des Hirschen in Schlattstall: Zeitgemäße schwäbische Gerichte aus frischen Produkten der Region, gezaubert von Stefan Finger. Der Meister am Herd liebt es, zu kochen und sich persönlich um seine Gäste zu kümmern. So passiert es nicht selten, dass man den von der „Chaîne des Rôtisseurs“ 1995 zu Deutschlands bestem Jungkoch ausgezeichneten Gastronom abseits der Küche im Service entdeckt.
Von hier aus bietet sich ein Abstecher zum Schopflocher Moor an. Es verdankt seine Entstehung einer wasserstauenden Tonschicht, welche durch Verwitterung des Basalttuffs eines Vulkanschlotes entstand. Um das Moor herum entwickelte sich ein Naturschutzgebiet, in dem Naturliebhaber voll auf ihre Kosten kommen. Durch einen extra angelegten Schwellenweg können Besucher das Moor und seine Fauna und Flora entdecken. Wer es lieber actionreich mag, der sollte unbedingt einmal die Donnstettener Bobbahn ausprobieren. Die Ganzjahresbobbahn ist mit ihren vielen Steilkurven und Wellen das ideale Ausflugsziel für die ganze Familie.
Den nächsten „Hirschen“ finden wir in Bad Ditzenbach- Gosbach. Einer kleinen Gemeinde in einem der schönsten Täler der Schwäbischen Alb, im oberen Filstal oder auch „Gaisentäle“ genannt. Seit über 200 Jahren ist Kottmann’s Gasthof-Restaurant Hirsch schon in Familienbesitz. Die prämierte und mehrfach international ausgezeichnete Kochkunst von Vater August und Sohn Andreas Kottmann hält für alle Gaumen etwas bereit – ob schwäbisch bodenständig oder exklusiv im Zeittrend. Die leiden-schaftliche Verbundenheit mit der Natur und der Schwäbischen Alb findet sich hier nicht nur in der Speisekarte, sondern auch in den Edel-Destillaten der hauseigenen Brennerei wider.
Bevor wir uns auf den Weg zu unserem letzten Ziel unserer Reise machen, gönnen wir uns noch etwas Entspannung in der Vinzenz Therme. Die Therme ist ein staatlich anerkanntes Heilbad mit langer Tradition und wird mit dem Wasser der Canisius- quelle gespeist. Das Besondere ist der ausgesprochen hohe Gehalt an natürlicher Kohlensäure. Es dringt je nach Konzentra-tion in den Körper bzw. seine Gewebe ein und verbessert so die Durchblutung und Sauerstoffversorgung.
Die ursprüngliche Wärme der Canisiusquelle von 46 Grad Celsius wird auf körperverträgliche 35 Grad temperiert. Bei diesem „thermoneutralen“ Zustand fühlt sich der Mensch besonders wohl: Der Körper entspannt bei mäßiger Bewegung in wohliger Wärme ohne auszukühlen oder zu erhitzen. Hier löst sich der Stress schnell in Wohlbefinden auf, und wir freuen uns auf den nächsten Ort unsere Reise durch das „Ländle“.Auch wenn Bad Ditzenbach vor allem durch die Thermal- und Mineralquellen bekannt ist, ist es gleichzeitig der perfekte Ausgangspunkt für all diejenigen, die nicht genug von der Natur bekommen können und die Schönheiten der Landschaft kennenlernen möchte: Die Fils, der Albtrauf, die Wälder und die Albhochfläche eignen sich ideal dazu, Zeit im Freien zu verbringen. Nirgendwo kann man eine Fluss-Berg-Landschaft so entspannt erradeln wie auf der neuen Albtraufroute. Aber auch für die Filstalroute sowie die Fahrrad-Genuss-Route ist Bad Ditzenbach Dreh- und Angel-punkt. Nicht nur Ausflugsradler, sondern auch Mountain-Biker kommen voll auf ihre Kosten. Auf ausgewiesenen Pfaden mit sehr unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden kann sich jeder Biker an seine persönlichen Grenzen herantasten.
Unser erster Stopp in Ebersbach ist ein weiterer Meister-betrieb im Stadtteil Roßwälden: „Zum Bäckerhaus – Weinstube und Café. Bereits seit 1864 ist das „Bäckerhaus“ in der Dorfmitte zu finden und ein Treffpunkt für Jung und Alt. Ob regionale Klassiker wie Zwiebelrostbraten und hausgemachte Maultaschen, vegetarisch mit Schwarzwurzel und Graupen oder deftig mit Leber und Kutteln – die Gerichte sind regional und jederzeit frisch zubereitet. Wie die angrenzende Bäckerei Rau ist das Gasthaus in Familienbesitz – mit Meister Markus Eberhardinger inzwischen in der sechsten Generation. Mehr über ihn und seine Meisterphilosophie können Sie ab Seite 22 lesen. Wir haben ihn gemeinsam mit unserer Foodbloggerin Kerstin Getto besucht und so manches über seine „Nose to Tail“-Idee sowie in paar spannende Rezepte mit nach Hause genommen.
Bevor es dann zum wirklich letzten Stopp auf unserer Reise- route geht, bietet sich noch ein kleiner Spaziergang durch das beschauliche Roßwälden an. Der Historische Rundweg mit Aus-gangspunkt an der Dorfkirche führt Interessierte entlang von 20 Stationen. Die kostenlose Broschüre mit allen nützlichen Informationen liegt in der Bäckerei Rau aus. Nicht einmal fünf Kilometer entfernt, mitten im Zentrum von Ebersbach an der Fils gelegen, finden wir das Gasthaus Hecht Restaurant & Partyservice, das seit 1860 im Familienbesitz ist. Heutiger Hauswirt ist Bernd Walter. Zunächst mehr als Schankwirtschaft betrieben wurde das Angebot über die Jahre hinweg immer mehr den Wünschen der Gäste angepasst. Heute bietet das frisch renovierte Restaurant eine bodenständige und doch kreative schwäbische Küche an: Spargel, Wild, Fisch – saisonal bedingt kreiert der Meisterkoch geschmackvolle Gerichte und serviert sie in einem bewusst einfach gehaltenen Gasthaus-Ambiente. Der ideale Abschluss für eine Reise durch die Schwäbische Alb und ihre Ausläufer auf der die Natur und das kulinarische Angebot Nichts zu wünschen übrig lassen.
Unsere Meisterbetriebe auf dieser Reise
-
GASTHOF TECKKELLER
Jesinger Straße 82 | 73230 Kirchheim unter Teck
Tel. 07021 55783
teckkeller@gmx.net
www.teckkeller.de -
HOTEL FUCHSEN & KÜBLERS RESTAURANT
Schlierbacher Straße 28 | 73230 Kirchheim unter Teck
Tel. 07021 578-0
info@hotel-fuchsen.de
hotel-fuchsen.de -
LANDGASTHOF KRONE
Kirchheimer Straße 238 | 73252 Lenningen-Brucken
Tel. 07026 7222
landgasthof-krone@freenet.de -
GASTHAUS HIRSCH
Albstraße 1 | 73252 Lenningen-Schlattstall
Tel. 07026 7216
info@hirsch-schlattstall.de
hirsch-schlattstall.de -
KOTTMANN‘S GASTHOF-RESTAURANT HIRSCH
Unterdorfstraße 2 | 73342 Bad Ditzenbach-Gosbach
Tel. 07335 9630-0
info@hirsch-badditzenbach.de
hirsch-badditzenbach.de - ZUM BÄCKERHAUS – WEINSTUBE UND CAFÉ
Dorfstraße 13 | 73061 Ebersbach an der Fils / Roßwälden
Tel. 07163 8757
kontakt@zumbaeckerhaus.de
zumbaeckerhaus.jimdo.com - GASTHAUS „HECHT“ RESTAURANT & PARTYSERVICE
Kirchheimer Str. 11 | 73061 Ebersbach an der Fils
Tel. 07163 8817
post@hecht-ebersbach.de
hecht-ebersbach.de
Wertvolle Reisetipps
SCHWÄBISCHE ALB TOURISMUSVERBAND
|
REGION STUTTGART
www.stuttgart-tourist.de |
KIRCHHEIM UNTER TECK www.kirchheim-teck.de |
KONRADFELSEN
www.grabenstetten.de |
BOBBAHN DONNSTETTEN
www.bobbahn-donnstetten.de |
VINZENZ THERME
www.vinzenztherme.de |
Bildnachweis:
Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg
Philip Dehm – www.philipdehm-fotografie.de
Stadt Kirchheim unter Teck
Reiner Enkelmann
Schopflocher Moor (© Fotograf: Dieter Ruoff)
bobbahn-donnstetten.de