FOOD-BLOGGERIN TRIFFT MEISTER –
WURZELGEMÜSE RELOADED
Kerstin Getto auf Spurensuche bei Küchenmeister Tobias Maier

FOOD-BLOGGERIN TRIFFT MEISTER
Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zum Ringhotel Johanniterbad nach Rottweil im Schwarzwald, wo ein gut gelaunter Tobias Maier bereits in seiner Küche auf uns wartet. Hier werden wir heute Kreatives aus heimischem Wurzelgemüse zaubern. Ich bin doch recht nervös, denn nur selten stehe ich mit einem Profi und dazu noch einem Meister in einer Restaurantküche.
Bevor wir loslegen, geht unsere Tour noch zum Bio-Hofladen Heiligenhof in Deißlingen, wo ich nur schwer der Versuchung widerstehen kann, etwas mehr als das Wurzelgemüse einzukaufen, das wir für den Workshop benötigen. Staunend stehen wir vor der reichhaltigen Käse- und Fleischtheke. Wohlduftendes Brot lockt uns weiter, vorbei an herrlichen Marmeladen und Eiern der eigenen, freilaufenden Hühner. Tobias Maier steht bereits beim Gemüse und begutachtet Karotten. Wir entscheiden uns für die orangenen Rüben, welche direkt aus dem Boden zu kommen scheinen, leicht mit Erde behaftet. Man hätte noch Stunden hier verbringen können. Ein kurzer Schnappschuss mit Frau Obergfell und ab nach Rottweil. Wir haben uns einiges vorgenommen.
Was ich dann zurück in Tobias Maiers Küche erleben darf, ist einfach unglaublich inspirierend. Die Familie Maier steht bereits in der 4ten Generation im Johanniterbad. Herr Maier schmunzelt, als er nicht ohne Stolz erzählt, dass die nächste Generation bereits in den Startlöchern steht. Schnell kommen wir ins Plaudern, und es fällt uns recht schwer, zurück zum Wurzelgemüse zu kommen. Ach ja, wir wollten ja gemeinsam kochen.
Ziemlich schnell sind wir uns einig, was wir zubereiten wollen: winterlichen Gemüse-Gewürzeintopf, Grünkerngranatapfelküchle auf Rahmlauch, Skrei auf Kartoffelpüree, Gelbe Bete, Meerettichsahne und ein Gelbe-Bete-Sorbet mit Waldhonigsauerrahm.
Wir hätten da noch so einiges in petto gehabt, aber unser Kreativtag konnte sich nicht ins Unendliche erstrecken, und Tobias Maier ist ein echter Meister, gewissenhaft und strukturiert. In seiner Küche geht es leise zu. Die wunderbare Ruhe überträgt sich auch auf mich: ich werde umgehend ruhiger. Mein Fokus liegt ganz auf den Gelben Beten. Sie müssen rasch verarbeitet werden, damit unser Sorbet noch gefrieren kann.
Als wir die Masse in der Eismaschine haben, mache ich mich daran, das Gewürzbeutelchen für den Gemüseeintopf zusammenzustellen. Wir binden das Säckchen zu, ich will es zum Gemüse in den Sud geben, als mich Tobias Maier charmant zurückhält: „Moment, wir hauen da erst noch kräftig drauf, damit sich das Aroma der Gewürze noch besser entfalten kann.“ Wieder was gelernt.
Schon wartet die nächste Aufgabe auf mich: Waldhonigsauerrahm. Etwas Schmand, ein Schwarzwälder Waldhonig zum Niederknieen, natürlich vom Imker um die Ecke, und die Zutat schlechthin: Curry. Genaue Mengenangaben habe ich keine und mische mutig drauflos. Inzwischen kommt Tobias Maier mit eingeweichtem Grünkern um die Ecke. Mit dem eingeweichten Korn wollen wir Grünkerngranatapfelküchle zubereiten. Ich entkerne einen Granatapfel, indem ich die halbierte Frucht mit der Schnittstelle nach unten mit einem Holzlöffel ausklopfe. Die Masse lässt sich gut formen, weil ich sie mit einem Eisportionierer absteche und flach drücke, so erhalte ich gleichmäßige Küchle, die anschließend in der Pfanne brutzeln und verführerisch duften.

Unsere Experten

TOBIAS MAIER
JOHANNITERBAD
Hoch über dem Festungsgraben der ältesten Stadt Baden-Württembergs liegt das Hotel Johanniterbad in Rottweil. Mit der Schwäbischen Alb, dem Schwarzwald und dem erfrischend mediterranen Flair der Bodenseeregion warten bei einem Besuch bei der Familie Maier gleich drei unverwechselbare Ausflugsziele auf den Gast. Ob im bezaubernden Johannitergarten, der auch einen wunderbaren Blick auf die Schwäbische Alb bietet, oder in der Johanniterstube: Unser Meistervereinigungsmitglied Tobias Maier bringt regionale Spezialitäten frisch und kreativ auf den Teller. Mediterrane Akzente dürfen dabei nicht fehlen. Wir sind begeistert, dass wir Tobias Maier für das Wurzelgemüse-Thema gewinnen konnten, denn er ist ein viel gefragter Mann und erfolgreicher Unternehmer. Das Ergebnis dieses Kreativtages in Rottweil kann sich sehen lassen.
JOHANNITERSTUBE
Gutes Essen in
behaglichem Ambiente


JOHANNITERGARTEN
Abstand vom Trubel
der Stadt gewinnen

KERSTIN GETTO
MY COOKING LOVE AFFAIR
Wie oder warum wird man eigentlich Foodblogger? Die Antwort ist einfach: aus Leidenschaft. Mit Kerstin Getto haben wir für unser Meistermagazin eine wunderbare Foodbloggerin gefunden. Kerstin Getto ist Mitte dreißig, glücklich verheiratet und Mutter eines Dreikäsehochs, wie sie ihren Sohn liebevoll nennt. Als Pfälzer Mädel wird sie nun regelmäßig den Blick über die Landesgrenze nach Baden-Württemberg wagen, unsere Küchenmeister treffen und Themen, die ihr und unseren Meistern am Herzen liegen, für Sie beleuchten. Dabei entstehen auch immer Rezepte, die Sie zu Hause einfach nachkochen können. Kerstin Getto für das Thema Wurzelgemüse zu begeistern, fiel nicht schwer. Sofort sprudelten die Ideen nur so aus hier heraus. Lesen Sie selbst, wie inspiriert eine kulinarische Allianz zwischen Bloggerin und Meister sein kann.

FAMILIE OBERGFELL
HEILIGENHOF, DEISSLINGEN
Aus schlechten Lebensmitteln kann selbst der beste Koch nichts zaubern. Deshalb vertraut Tobias Maier beim Einkauf gerne auf Bauern aus der Region, wie die Familie Obergfell vom Heiligenhof in Deißlingen, den er unbedingt auch Kerstin Getto zeigen wollte. Der Familienbetrieb ist schon seit 1994 Biolandbetrieb und wirtschaftet konsequent nach diesen Richtlinien. Die frischen Ergebnisse dieser aufwendigen Arbeit kann man im Hofladen oder auf den Wochenmärkten in Rottweil und Königsfeld erwerben. Tägliche frische Eier von freilaufenden Hühnern, die das Nudelhaus in Trossingen auch zu leckeren Nudeln verarbeitet, gehören ebenso dazu wie Kartoffeln und allerlei Gemüse sowie schöne frische Kräuter. Den Heiligenhof finden Sie unter

"Genaue Mengenangaben habe ich keine und mische munter drauf los. Tobias Maier verkostet und lächelt zufrieden."
Mittlerweile ist unser Gemüseeintopf perfekt. Der perfekte Teller ist schnell angerichtet: den Eintopf mit ein paar Kräutern garnieren, die Foccacia-Croûtons dazu servieren und glücklich sein. Fast hätte ich dabei die Grünkernküchle vergessen, aber Tobias Maier hat den geübten Chef-Blick und keines brennt uns an. Auch hier haben wir rasch angerichtet: Rahmlauch, ein Grünkerngranatapfelküchle, rote Kresse und Granatapfelkerne.
Jetzt aber, zum guten Schluss, kommt endlich mein Favorit: Gelbe-Bete-Sorbet mit Waldhonigsauerrahm. Ganz ehrlich – wir haben zwei Teller angerichtet und ich habe nach dem Shooting beide Portionen restlos vernascht. Das Sorbet war eine Überraschung für mich, denn ich konnte mir Bete wahrlich nicht als Süßspeise vorstellen. Als ich aber den ersten Löffel aus der Eismaschine stibitzte, war mir klar: genau so passt das. Das kommt in mein Repertoire.
Beim Waldhonigsauerrahm komme ich direkt wieder ins Schwärmen. Der aromatische Waldhonig gemeinsam mit dem zarten Curryaroma ergeben eine echte Geschmacksexplosion und untermalen gleichzeitig noch das Sorbet perfekt. Das inspiriert mich, für meinen Foodblog auch in Zukunft etwas experimenteller mit Wurzelgemüse umzugehen.
Jeder Augenblick mit Tobias Maier war eine wertvolle Erfahrung für mich; und jetzt mal ganz ehrlich, meine Aufregung hatte sich schnell gelegt. Nicht dass Sie jetzt denken, Tobias Maier koche auch nur mit Wasser – keineswegs. Ich habe an diesem Tag so viel dazugelernt, wie schon lange nicht mehr, und mich dabei so wohl gefühlt! Das war garantiert nicht mein letzter Besuch im Johanniterbad in Rottweil.
Die Rezepte
„Eine echte Überraschung ist für mich dieses Dessert: Das cremige Sorbet aus Gelber Bete auf einem Waldhonigsauerrahm, der für sich schon sehr aromatisch ist und noch durch etwas Curry sehr aufgewertet wird. Dazu gibt es knackig gebackene Rote-Bete-Chips, die noch etwas Biss ins Dessert bringen. Toll. Das gibt es ganz bald wieder!“
Bildnachweis:
Philipp Sedlacek